ANTIKE UHREN & ANTIQUITÄTEN
HANS-MARTIN JUNG
Spezialwerkstatt für Groß- und Kleinuhren, Restaurierung antiker Uhren,
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Uhrengeschichte

Was ist Zeit
Zeit ist eine messbare Größe, die im menschlichen Bewusstsein als eine aufeinander folgende Reihe von Ereignissen wahrgenommen wird (Kausalitätsprinzip von Ursache und Wirkung). In der Physik ist die Zeit eine Dimension unseres Universums die mit dem Raum zusammen das Kontinuum bildet, in dem alle Materie existiert. Einstein beschreibt Zeit und Raum als ein untrennbares gekrümmtes Gebilde. Die Zeit fließt nur in eine Richtung, sie lässt sich zwar messen aber ihr Ursprung ist unbekannt. Nach Einstein ist die Zeit relativ, das heißt verschiedene Räume haben unterschiedlich schnelle Zeitabläufe. Bei Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit verlangsamt sich die Zeit. Sie ist jedoch auch noch von der Gravitation abhängig, das heißt eine Uhr auf einem Berg geht schneller als eine im Tal. Das lässt sich mit einer transportablen Atomuhr heute leicht nachweisen. In einem schwarzen Loch mit unendlicher Gravitation verschwinden Raum und Zeit dann völlig.
Für den Menschen hat die Zeit seit jeher eine fundamentale Bedeutung, die sich in Begriffen wie Lebenszeit, Jugendzeit oder Arbeitszeit widerspiegelt. Viele Wissenschaftler und Philosophen in allen Kulturen haben sich mit dem Phänomen Zeit beschäftigt. "Alles hat seine Zeit" (Prediger 3, 1-11). "Zeit ist, und sie tickt gleichmäßig von Moment zu Moment" (Isaac Newton). "Zeit ist Geld" (Benjamin Franklin).

Uhren
In jedem Organismus, ja sogar in jeder Zelle befindet sich eine innere Uhr. Beim Menschen sitzt die Hauptuhr im Hypothalamus. Von hier aus werden die Zell-Uhren gesteuert. Die Hauptuhr orientiert sich am Wechsel von Tag und Nacht. Man bemerkt die innere Uhr beim sogenannten Jetlag, der bei Flugreisen auftritt. Unsere innere Uhr beeinflußt viele Körperfunktionen wie Körpertemperatur, Blutdruck, Urinproduktion und Hormonausschüttung.
Die Geschichte der Zeitmessung begann im Altertum mit der Astronomie, der Beobachtung der Jahreszeiten und ihren Einfluß auf die Natur. Eine besondere Rolle spielen dabei der Frühlings- und der Herbstanfang. Schon die Ägypter begannen vor 7000 Jahren mit der Entwicklung eines Kalenders. Sie waren es auch, die als erste den Tag in 24 Stunden einteilten. Die 3600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra ist ein früher Beweis für die Bestrebungen des Menschen die Zeit zu messen und darzustellen.
Die ersten Uhren waren sogenannte Elementaruhren, das sind z. B. Sonnen- oder Wasseruhren. Die ersten Räderuhren sind um 1300 nachweisbar. Ab 1450 entstehen die ersten Uhren mit Federantrieb. Um 1510 baut der Nürnberger Schlosser Peter Henlein die erste tragbare Kleinuhr, den sogenannten Bisamapfel. 1583 endeckt Galileo Galilei den Isochronismus. Christiaan Huygens entwickelt 1650 daraus das Pendel und später 1674 die Unruh. 1759 entwickelte der englische Tischler John Harrison den ersten tauglichen Schiffschronometer. Die Uhr ging nach 81 Tagen auf See nur 5 Sekunden falsch. Um 1900 wurden die ersten Armbanduhren für Damen hergestellt. 1906 baute Louis Cartier in Paris eine Uhr für den Flugpionier Alberto Santos-Dumont, sie gilt erste Herrenarmbanduhr der Welt. 1921 wurde die erste Quartzuhr von H. M. Dadourian erfunden. Anfänglich waren die Quartzuhren noch ungenauer als die damals besten mechanischen Uhren. Erst in den 1970er Jahren verdrängte die Quartzuhr die mechanische Uhr vom Markt. Seit einigen Jahren kann man jedoch eine Renaissance der mechanischen Armbanduhr beobachten. 1946 wurde die erste Atomuhr nach den Grundlagen des amerikanischen Physikers Isidor Isaac Rabi gebaut, der 1944 dafür den Nobelpreis erhielt. 1967 erfand der Mitarbeiter der Firma Telefunken Wolfgang Hilberg die erste Funkuhr. 1972 wurden die ersten Prototypen gebaut. 1973 strahlte die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig die ersten Cäsiumuhren-Zeitsignale (einschließlich Kalenderangaben und Informationen über die Sommerzeit) über den Sender DCF77 ab. Heute bestimmt das Bureau International des Poids et Mesures (BIPM) in Paris die Internationale Atomzeit (TAI) aus den Messwerten von 260 Atomuhren auf der ganzen Welt. Die modernsten Atomuhren haben heute nur noch eine Abweichung von einer Sekunde in 20 Millionen Jahren! Damit ist die Zeit die am genauesten messbare Einheit.

Weltzeit
Die UTC (Universal Time Coordinated) ist heute die aktuelle Weltzeit auf Basis der SI Sekunde (Système international d’unités). Sie ist eine Kombination aus der internationalen Atomzeit TAI und der Universalzeit UT. Die Zeitzonen werden als positive oder negative Abweichung von der UTC angegeben. Für Deutschland gilt seit 1893 die MEZ (Mitteleuropäische Zeit). Ihre Differenz zur Weltzeit UTC beträgt +1 Stunde, die Sommerzeit +2 Stunden. Durch die langsamer werdende Erdrotation muß die UTC ca. alle 18 Monate durch eine Schaltsekunde an die UT1 (Universelle Sonnenzeit) angepasst werden. Die UT1 stellt die wahre Erdumdrehung dar, sie wird durch astronomische Beobachtungen gewonnen. Die Sommerzeit MESZ wurde 1916 in Deutschland eingeführt und gilt heute in den meisten Staaten. Der Zweck ist die Tageszeit besser zu nutzen. Die Sommerzeit beginn am letzten Sonntag im März und endet am letzen Sonntag im Oktober. Die Uhren werden zu Beginn der Sommerzeit um eine Stunde von 2 auf 3 Uhr vorgestellt, am Ende wieder um eine Stunde von 3 auf 2 Uhr zurückgestellt.

Zum Schluß noch ein Zitat von Wilhelm Busch: "Eins – zwei – drei! Im Sauseschritt läuft die Zeit! Wir laufen mit".
Der Regulator

Die Anfänge
Als Regulator bezeichnet man eine Wanduhr oder Standuhr mit Pendel und Gewichts oder Federantrieb. Die ersten Regulatoren tauchten im 18. Jahrhundert auf und wurden vorallem als Präzisionsuhren für Uhrmacher und Wissenschaftler hergestellt. Ein ursprünglicher Regulator hatte auch kein Schlagwerk, weil dadurch nämlich ein genauer Gang beeinträchtigt wird. Erst später baute man auch Regulatoren mit Schlagwerk und Komplikationen.

Die Herstellung
Wie bei anderen Uhrentypen wurden auch die Regulatoren zunächst von verschiedenen Handwerkern gebaut und von Uhrmachern verkauft. Viele Uhrmacher wie Gustav Becker gingen nach Wien um dort zu lernen und gründeten dann in ganz Europa ihre Firmen. Als nach 1850 die Industialisierung begann entstanden große Firmen wie Junghans und Lenzkirch im Schwarzwald und Gustav Becker in Schlesien, die Regulatoren in großer Zahl herstellten.

Die Technik
Regulatoren bestehen in der Regel aus einem Holzgehäuse mit Glastüre, in das ein Uhrwerk mit Gewichtsantrieb oder Federzug eingebaut wurde. Es wurden meist hochwertige Uhrwerke verbaut die oft eine ruhende Hemmung hatten. Besonders ist dabei die Wiener Grahamhemmung mit gehärteten Paletten zu erwähnen. Uhrwerke mit Sekundenzeiger kommen natürlich auch vor. Die Präzisionregulatoren von Riefler und Strasser sind berühmt für ihre genauen Uhrwerke. Die Pendel hatten Holzstäbe oder sogar Ausgleichspendel mit verschiedenen Konstruktionen bis zu Druckausgleichsdosen. Ziel war es, die Beeinflussung des Pendelstabes durch Wärme und Luftdruck zu vermeiden. Natürlich wurden auch Regulatoren mit komplizierten Schlagwerken mit Grande Sonnerie und 4/4 Schlag gebaut. Der Schlag erfolgt fast immer auf eine oder mehrere Tonfedern. Die Qualität der Uhrwerke lässt nach 1900 etwas nach und erfährt vorallem während des 1. Weltkrieges eine Verschlechterung, bedingt durch die allgemeine Materialknappheit. Die Messingplatinen wurden dabei oft durch vermessingte Stahlplatinen ersetzt. Manche Uhrwerke wurden sogar extra als "Kriegsware" auf der Platine gekennzeichnet.

Die geschichtlichen Epochen
Die ersten Wiener Regulatoren besaßen ein relativ schlichtes Gehäuse mit sparsamen Holzintarsien. Um 1850 werden die Gehäuse dann geschwungener, man bezeichnet diese Uhren auch als Serpentine. Als 1875 der Gründerstil aufkommt werden die Gehäuse dann opulenter und mit Holzverzierungen versehen. Oben erhalten die Gehäuse abnehmbare Giebel als Bekrönung. Nach 1850 werden statt der Gewichte immer öfter Zugfedern als Antrieb verwendet. Dadurch konnte man die Gehäuse kleiner machen. Nach 1920 werden die Gehäuse wieder schlichter, oft mit Bleiverglasungen in den Türen. Heutzutage erfreuen sich die schönen Regulatoren wachsender Beliebtheit, vorallem die frühen Gewichtsregulatoren werden hoch gehandelt. Das gleichmäßige Ticken und der sonore Klang ihrer Tonfeder vermitteln eine gediegene und gemütliche Wohnatmosphäre.
Der Wecker

Die Anfänge
Als Wecker bezeichnet man eine Uhr mit Gehwerk und Weckerwerk, wobei der Hauptzweck der Uhr eine variable Läuteinrichtung ist. Die Vorläufer unserer heutigen Wecker waren die Capucine und Offiziersuhren des 18. und 19. Jahrhunderts. Infolge der Industrialisierung und Arbeitsteilung benötigte jeder Bürger einen Wecker, damit er rechtzeitig am Arbeitsplatz erscheinen konnte. So entstanden im 19. Jahrhundert viele Firmen, welche die unterschiedlichsten Wecker herstellten.

Die Herstellung
Der Wecker gilt als Beispiel für die Massenproduktion der Industriegesellschaft. In Deutschland begann mit der Weckerproduktion der Firma Junghans und anderen Firmen die Industrie in Baden-Württemberg. Die standardisierten Weckerwerke wurden in verschiedene Gehäuse eingebaut. Die Herstellung der Einzelteile erfolgte nicht mehr in Handarbeit sondern durch industrielle Produktionsmaschinen. Dadurch sanken die Preise für Wecker, so dass sich jeder Bürger einen Wecker leisten konnte. Diese Produktionsmethoden kamen aus den USA und wurden von Junghans und anderen übernommen.

Die Technik
Die Gehäuseformen variieren, es gibt rechteckige, quadratische und runde Gehäuse. Es wurden aber auch Weckerwerke in Miniaturuhren eingebaut. Die Form der Platinen wurde dabei jeweils dem Gehäuse angepasst. In der Regel besitzt ein Wecker zwei Werke. Ein Geh- und ein Schlagwerk. Der Antrieb erfolgt fast immer durch Zugfedern. Es gibt Wecker mit zwei aber auch mit einem Federhaus. Anfänglich hatten die Wecker ein kleines Pendel später eine Unruhe. Bei den Hemmungen kommt meistens die Stiftankerhemmung vor. Die Pendelwecker besitzen einen Rollenanker oder eine Brocothemmung. Die Einstellung erfolgt auf der Rückseite aber auch von vorne.

Weckerarten
Der französische Reisewecker mit verglastem Messinggehäuse und obenliegendem Echappement wurde noch in kleinen Serien hergestellt. Die Uhrwerke mit massiven Messingplatinen sind von hoher Qualität. Zum Schutz der geschliffenen Verglasung wurden sogar noch lederne Übergehäuse geliefert. Die Zifferblätter sind aus Emaille. Außer dem Gehwerk und dem Weckerwerk besitzen die Uhren manchmal sogar noch ein Schlagwerk. Die Regulierung und der Aufzug befinden sich hinter einer Türe auf der Rückseite. Im Lederkoffer hat der doppelseitige Aufzugschlüssel sein eigenes Fach. Der Pendelwecker oder auch Eisenbahnwecker genannt (Bild 1), wurde ca. zwischen 1870 und 1910 hergestellt. Die Konstruktion stammt aus Frankreich und wurde dann später in Deutschland von vielen Firmen nachgebaut. Das Gehäuse besteht aus einem Zylinder aus Messingblech und einem quadratischen ausgeschnittenen Blech vorn und hinten. Die französischen Pendelwecker sind kleiner und an den Ecken bogenförmig ausgeschnitten. Die Deutschen sind größer und mit geschwungenen Rändern und Gravierungen versehen. Die Form des Zifferblatts aus Emaille und die massiven Rundplatinen erinnern an eine Pendule. Es gibt aber auch Modelle mit Papierzifferblatt. Die Uhrzeiger und der Weckerzeiger werden von vorn, die Federhäuser von hinten betätigt. Die späten Modelle haben vorne ein Glas und die Zeiger werden von hinten reguliert. Als Hersteller kommt in Frankreich vorallem die Firma Japy vor. In Deutschland wurden von Junghans, Kienzle, Lenzkirch, Gustav Becker, Pfeilkreuz, Müller & Schlenker und vielen anderen Uhrenherstellern Pendelwecker gebaut. In den 20er Jahren enstanden verschiedene Weckerformen, wobei das Zifferblatt unter einem Glas geschützt wurde (Bild 2). Später wurden dann verstärkt Papierzifferblätter verwendet. Die Firma Eterna baute zum Teil hochwertige Wecker mit Taschenuhrwerken und Steinlagern. Der Babywecker (Bild 3) ist der typischer Wecker wie man ihn sich vorstellt. Die ursprüngliche Form kam von den Marineuhren. Die Regulierung der Zeiger und die Aufzugshebel sind auf der Rückseite. Bei den früheren Modellen befindet sich die Glocke außerhalb des Gehäuses meist auf der Oberseite. Später ließ man die Glocke einfach wegfallen, wobei der Schlaghammer auf die Rückwand schlägt. Es gab auch ausgefallene Modelle mit Kuhglocken oder mit Kerzenständer und Streichholzbehälter. Junghans baute seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts Wecker mit variabler Lautstärke. Das Modell Bivox weckte mit zwei Lautstärken, zuerst leise, dann lauter werdend. Das Modell Trivox arbeitete mit drei Lautstärken. Um die Tickgeräusche zu minimieren etwickelten die Hersteller verschiedene Konstruktionen wie zum Beispiel das Modell Silent-Tic von Junghans. Diese Leisetickenden Wecker hatten spezielle Hemmungen mit einer Kapselung. Heute ist das Sammeln von Wecker ein interessantes und noch erschwingliches Hobby. Diese kleinen Uhren benötigen nicht viel Platz und lassen sich in der Regel auch ohne Probleme restaurieren.
Die Comtoise-Uhr

Die Anfänge
Das Ursprungsland der Comtoise-Uhr ist Frankreich, genauer gesagt das Gebiet, das man als Franche-Comté bezeichnet. Das sind die Departements Jura und Umliegende. Davon leitet sich auch der Name Comtoise ab. Die Anfänge der Comtoise liegen im Ende des 17. Jahrhunderts. Um das Jahr 1656 erfand der Holländer Huygens das Pendel neu und es dürfte vielleicht 20 Jahre gedauert haben, bis seine Erfindung in der Franche-Comté bekannt wurde. Demnach erblickten die ersten Comtoisen wohl um das Jahr 1680 das Licht der Welt. Der Legende nach, waren die Gebrüder Mayet die ersten, die Comtoise-Uhren gebaut haben. Sie stellten zunächst Turmuhren her und daher zeugt wohl auch die unerhörte Robustheit und Langlebigkeit dieser Uhren. Die älteste bekannte und mit der Jahreszahl 1693 datierte Comtoise-Uhr befindet sich im Uhrenmuseum in Genf. Die lange Produktionszeit, die sich über 240 Jahre erstreckte, liefert einen Beweis für die ungeheuere Beliebtheit dieser einzigartigen schönen Uhren.

Die Herstellung
Nach einer zunächst handwerklichen Herstellung von Einzelstücken, wurde die Comtoise durch die beginnende Industrialisierung um 1820 mehr und mehr in Manufakturen gebaut und erreichte ihre Blütezeit in den Jahren zwischen 1860 und 1880. Dann ging die Produktion zurück und wurde zu Beginn des ersten Weltkriegs eingestellt. Die bekanntesten Firmen waren die Uhrmacher Mayet und die Firma Bailly. Die Signatur auf dem Zifferblatt bezeichnet in der Regel den Uhrmacher der die Uhr verkaufte und den Ort, in manchen Fällen aber auch den Hersteller. Bei Hochzeitsuhren wurden aber auch die Namen der Besitzer auf dem Zifferblatt verewigt.

Die Technik
Die Comtoise-Uhr war für die Verwendung auf Wandkonsolen, aber vor allem für Standuhrgehäuse vorgesehen. Gut erhaltene Uhrgehäuse sind aber heute kaum mehr anzutreffen. Durch die Jahrhunderte wandelte sich das Äußerliche der Uhr und passte sich den Stilepochen an, aber das Uhrwerk veränderte sich wenig. Der stabile geschmiedete Metallkäfig und die Anordnung der großen Zahnräder blieben über die Jahrhunderte das Erkennungsmerkmal der Comtoise-Uhr. Die ersten Comtoisen besaßen einen Zahlenreif aus Messing oder Zinn, später folgten Emailleplaketten und ganze Emaillezifferblätter. Die Zifferblattumrandungen bestanden zuerst aus durchbrochenem Messingblech, später besaßen die Uhren dann Bronzegussbekrönungen und ab 1820 geprägte Messingblechumrandungen mit vielerlei Motiven. Die Pendelaufhängung befand sich ursprünglich hinter den Gewichten und wanderte zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach vorne. Die Comtoise wird durch Gewichte angetrieben und läuft deshalb viel gleichmäßiger und genauer als eine Uhr mit Zugfedern. Die Seiltrommeln waren bei frühen Uhren aus Holz, später aus Messing. Die Uhren besaßen hauptsächlich drei Arten der Hemmung. Die Spindelhemmung, seit dem 14. Jahrhundert bekannt, wurde bis ca. 1860 vorwiegend verwendet. Die Ankerhemmung, durch den Engländer Clement erfunden, kommt von Beginn an bis zum Ende der Produktion vor. Die seltene Stiftenhemmung, von Amant um 1730 erfunden, verbesserte die Ganggenauigkeit erheblich. Die Béthun-Hemmung und die Mayet-Hemmung kommen äußerst selten vor. Die Uhrwerke haben in der Regel eine Laufdauer von einer Woche. Von Beginn an besaßen die Uhren ein Schlagwerk mit einer, oder auch mehreren Bronzeglocken. Eine Besonderheit der Comtoise ist der zweite Schlag nach der Zwölf, d.h. zwei Minuten nach der vollen Stunde schlägt das Schlagwerk noch mal. Da die Comtoise hauptsächlich in ländlichen Gebieten Verbreitung fand, war das auf großen Bauernhöfen sehr praktisch. Auch die Pendel passten sich den verschiedenen Formen an. Die frühen Uhren besaßen Bleibirnen als Hinterpendel. Als die Pendel vor die Gewichte wanderten verwendete man Faltpendel mit Messingblechlinsen. Später entstanden dann üppigere Formen wie Lyrapendel und floral verzierte Prachtpendel, die zum Teil farbig bemalt waren. Auch Komplikationen wie Datumsanzeige, Weckerwerk und mehrere Glocken kommen vor. Selten sind Mondphase oder Monatslaüfer.

Die Comtoise im 21. Jahrhundert
Heute erfreuen sich Comtoise-Uhren großer Beliebtheit und originale, gut erhaltene Exemplare sind selten geworden. Die einfache, geniale Mechanik dieser Uhren fasziniert jeden technisch interessierten Uhrenfreund. Selbst die ältesten Comtoise-Uhren aus dem frühen 18. Jahrhundert lassen sich durch liebevolle Restaurierung wieder zum Leben erwecken und zeigen so bis heute täglich die Zeit an. Da die Uhren auch attraktiv aussehen und sehr zuverlässig laufen, sind Comtoise-Uhren ein Schmuckstück für jedes Wohnzimmer. Das gemütliche Ticken des Werks durch das lange Pendel trägt zudem zu einer einzigartigen Wohnraumatmosphäre bei.
Die Pendule

Die Anfänge
Unter dem Begriff Pendule versteht man eine Uhr mit Pendel und Federantrieb, welche auf einem Tisch oder auch auf einer Wandkonsole stehen kann. Das Hauptverbreitungsgebiet war vorallem Frankreich aber auch Deutschland, Schweiz und Österreich. Als Christian Huygens 1656 das Pendel erfand, verbreitete sich diese revolutionäre Konstruktion über ganz Europa und um 1700 tauchten die ersten Pendulen auf. Die geschichtliche Entwicklung ging im 18. Jahrhundert vom Barock über das Rokoko bis zum Klassizismus, im 19. Jahrhundert vom Empire bis zum Historismus und Jugendstil. Die Aera endete dann im Art Deco.

Die Herstellung
Schon im 18. Jahrhundert stellten Spezialisten die Einzelteile einer Uhr her, die ein Uhrmacher oder Händler in Auftrag gab. Das Gehäuse und das Uhrwerk wurden dann zusammengebaut und verkauft. Oft waren die Gehäuse wertvoller und wurden teurer bezahlt als die Uhrwerke. In den europäischen Zentren wie Paris bildete sich bald eine Hochburg von Uhrmachern, Bronzegießern und Ebenisten, die den reichen Adel mit Pendulen für ihre Schlösser belieferten. Früher soll in jedem Raum eines Schlosses eine Pendule gestanden haben. Das erklärt die ungeheuere Vielfalt an Formen und Materialien.

Die Technik
Die Gehäuse waren oft mit kostbaren Einlegearbeiten verziert, oder aus feuervergoldetem Bronzeguß. Aber auch Marmor oder Porzellangehäuse wurden hergestellt. Die Uhrwerke waren in der Regel Federzugwerke mit Spindel oder Ankerhemmung und Halbstundenschlagwerk. Seltener kommen Pendulen mit Präzisionswerken oder Komplikationen vor. Bis 1850 besitzt das Pendel meist eine Fadenaufhängung, danach eine Federaufhängung. Eine dünne Blattfeder verbesserte die Ganggenauigkeit erheblich. Die Pendule sollte vorallem einen repräsentativen Charakter haben. Eine besondere Rolle spielten figürliche Darstellungen, die sich in der Regel auf mythologische und Genreszenen aber auch historische Themen beziehen. Französische Pendulen besitzen in der Regel ein Schlossscheibenschlagwerk, während deutsche, östereichische und englische Pendulen meist ein Rechenschlagwerk besitzen.

Die geschichtlichen Epochen
Während der Barockzeit (1700-1760) entstanden wunderschöne große Pendulen, zuerst die geradlinigen sogenannten Religieuse, später dann tailliert geformte Gehäuse. Im Louis Seize (1770-1790) veränderte sich der Stil und wurde strenger, die Roccaillen und Verzierungen verschwanden. Portalförmige Gehäuse und Figurenuhren kamen auf. Während der Directoire Zeit (1795-1799) enstanden die berühmten Bon Sauvage (die edlen Wilden), Darstellungen exotischer Länder und Figuren. Im Empire (1800-1825) verwendete man ägyptische, griechische und römische Motive und Verzierungen. Während der Restauration (1830-1860) entstanden die Pendulen im Stil der Romantik, mit figürlichen Motiven von berühmten Persönlichkeiten und Legenden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Stile früherer Epochen wiederholt und im Historismus miteinander kombiniert. So baute man wieder Portaluhren im Louisseize Stil und geschwungene Pendulen im Rokokostil. Ganz neue Formen brachte erst der Jugendstil (1895-1915) wieder hevor. Die Gehäuse orientierten sich nun ganz an natürlichen und floralen Formen. Das Art Deco (1920-1930) läutete dann die Moderne mit ihren geometrischen Formen ein. Pendulen sind in der Uhrenfamilie wohl die prunkvollsten und schönsten Uhren die hergestellt wurden. Sie sollten den gesellschaftlichen Status und Reichtum ihres Besitzers repräsentieren. Die hohe Qualität der Uhrwerke und ihre außerordentlich lange Lebensdauer kommen heute dem Uhrenliebhaber zugute. Deshalb gehören die wunderschönen Pendulen auch heute noch zu den begehrtesten Uhren und jeder Sammler kann sich glücklich schätzen der ein solches Prachtstück besitzt.
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